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Zeitenwechsel
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Werner Weidenfeld,
Zeitenwechsel. Von Kohl zu Schröder. Die Lage, Stuttgart (Deutsche
Verlagsanstalt) 1999, 191 S., DM 29,80, ISBN 3-421-05205-0
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Anders als in anderen Demokratien bedeutete in Deutschland ein Kanzlerwechsel
immer eine Epochenzäsur. Der Abgang Adenauers, Brandts oder Schmidts ließ
die Seele der Nation in Schwingungen geraten. Die Amtszeit Kohls hingegen
endete nur mit einem leisen Aufseufzen der Republik. Merkwürdig widerstandslos
verabschiedete sich eine Zeit, die als letzter Nachhall der Ära Adenauer
das Land prägte. Sie verschwand ganz sanft.
Dieser Oberflächenbefund verstellt jedoch den Blick auf die eigentlich
relevante Verschiebung, die sich in der Tiefendimension von Politik und
Gesellschaft vollzieht. Zum ersten Mal wurde in der Bundesrepublik eine
Regierung durch Wahlen abgelöst, die größte Wählerwanderung war
zu registrieren, und vor allem: es ist eine neue Generation, die nun Deutschland
von Berlin aus regiert.
Die Kanzlerschaft Kohls war das letzte Echo der Adenauer-Ära. Mit dessen
Ende werden der Erfahrungshorizont der Adenauer-Kohl-Generationen in die
Archive aufgenommen. Der Mangel an Dramatik beim Übergang von Kohl zu
Schröder bleibt daher ein oberflächlicher Befund. In seiner Tiefendimension
markiert auch dieser Regierungswechsel eine historische Zäsur - eine neue
Zeit beginnt.
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