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Europa blickt auf Amerika - und umgekehrt?
Vorwort des HerausgebersIm Verhältnis zwischen Deutschland, Europa und Amerika ist das Ende der fast fünfzig Jahre geltenden Selbstverständlichkeiten angebrochen. Die transatlantische Gemeinschaft, wie wir sie aus der Zeit des Ost-West-Konfliktes kennen, existiert nicht mehr. Zwar besteht die Sicherheitsgemeinschaft zwischen Amerika und Europa fort, doch ohne die Strukturen, die Präsenz und die Mentalität einer hochintegrierten, jederzeit einsatzbereiten und auf die Abwehr neuartiger Angriffe ausgerichteten Verteidigungsorganisation. Zwar besteht die wirtschaftliche Gemeinschaft zwischen den Partnern fort, doch überdecken tagespolitisch geprägte Interessenkonflikte das langfristige Entwicklungspotenzial. Zwar besteht die politische Gemeinschaft über den Atlantik fort, doch ohne die besondere Sensibilität für die Entwicklung der transatlantischen Beziehungen. Zwar besteht die Gemeinsamkeit der Werte fort, doch fehlt ihnen die Bestimmung ihres spezifischen Beitrags im Blick auf die neuen Fragen der internationalen Politik. Seit Beginn der Neunzigerjahre lebt die Verbindung zwischen Europa und Amerika in den Kulissen westlicher Kooperation vom Kapital an Übereinstimmung und Vertrauen, das in den letzten Jahrzehnten aufgebaut worden ist. Bleibt eine Erneuerung aus, so droht eine Erosion der transatlantischen Beziehungen, in der die persönlichen Erfahrungen, die Strukturen und Kooperationswege, die Erfolge wie die Erfahrungen verloren gehen. Exemplarisch verdeutlicht das Verhältnis der USA zu Deutschland
die aktuelle Problematik: Die alten Mechanismen der Konfliktlösung
tragen nicht mehr. Transatlantische Missverständnisse werden nicht
mehr durch einen großen Rahmen des Konsenses relativiert, sondern
gelangen zur vollen Entfaltung. Die politische und öffentliche Aufmerksamkeit
konzentriert sich gegenwärtig in den USA auf die Bekämpfung
des Terrors. Der Terror hat die amerikanische Nation existenziell getroffen
- und der Krieg gegen den Terror wird nun als Pflicht aller Patrioten
angesehen. Deutschland und Europa scheinen dieser Aufforderung nicht bedingungslos
zu folgen. Damit sind aus amerikanischer Sicht erste Schritte zum Abschied
Deutschlands vom neuen Kontinent eingeleitet. Durch die Beantwortung der Frage nach den strategischen Implikationen,
die sich aus den verschiedenen Erklärungen und Treffen ergeben, wird
der Fokus der Untersuchung auf politisch relevante Themenbereiche gelenkt.
Dabei steht die Untersuchung der Vitalität der geschaffenen europäisch-amerikanischen
Strukturen im Vordergrund. Auch der Einfluss tagespolitischer Ereignisse
auf die transatlantischen Beziehungen fließt bei dieser Analyse
mit ein. Dazu fasst die Autorin zunächst die Entwicklung der transatlantischen
Beziehungen seit Ende des Zweiten Weltkrieges und den Neubeginn der transatlantischen
Partnerschaft 1989/1990 zusammen. In einem nächsten Schritt werden
sowohl die Transatlantische Erklärung als auch die Neue Transatlantische
Agenda vorgestellt. Mit beeindruckender Systematik erfolgt im Anschluss
die Untersuchung der amerikanisch-europäischen Gipfeltreffen und
schließt mit der zusammenfassenden Bewertung der Auswirkungen des
11. Septembers auf die Neue Transatlantische Agenda. Die präzise Analyse und Auswertung des umfangreichen Materials haben eine informative und aufschlussreiche Arbeit hervorgebracht. Die transatlantischen Beziehungen werden aus einer neutralen Perspektive heraus untersucht und jeglichem Pathos entkleidet. Die Bilanz fällt ernüchternd aber nicht hoffnungslos aus. Die Autorin, Sabine Busse, studierte Politische Wissenschaft, Philosophie
und Englische Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität
München und der American University in Washington D.C. Nach Abschluss
des Magister Artiums begann sie den Promotionsstudiengang Politische Wissenschaft.
Die vorliegende Studie wurde 2002 als Magisterarbeit am Geschwister-Scholl-Institut
für Politische Wissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität
München eingereicht. Die Autorin ist seit 2002 als Doktorandin in
der wirtschaftspolitischen Abteilung der Siemens AG (Chief Economist /
Corporate Relations) beschäftigt. Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld KontaktSabine Busse |