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N e w s & E v e n t s Kein militärisches Engagement der EU oder NATO im IrakMultilateralen Ansatz im Rahmen der UN aber mit umfassendem Hilfspaket unterstützen
- Neues Strategiepier im Rahmen Projekts "Europa und der Nahe Osten". 29.06.2004 - Bertelsmann Forschungsgruppe Politik Die heute überraschend vorgezogene Übergabe der Souveränität an
eine Interimsregierung rückt die Zukunft des Irak erneut in den Mittelpunkt der
internationalen Politik. Bevor sich die Europäische Union im Irak substanziell
engagiert, bedarf es aber einer effektiven Multilateralisierung der amerikanischen Irakpolitik.
Angesichts der fehlenden Legitimation der Intervention würde in der derzeitigen
Situation auch ein Engagement der NATO wenig substanzielle Veränderungen bewirken
können und im Irak lediglich als eine taktische Variante amerikanischer Besatzung
wahrgenommen werden. Im eigenen Interesse sollte die EU aber dennoch an der Stabilisierung
des Landes mitarbeiten und dazu im Rahmen einer veränderten multilateralen Strategie
umfassende Beiträge leisten. Zu dieser Einschätzung kommt eine Gruppe internationaler
Nahostexperten, die im Auftrag von CAP und Bertelsmann Stiftung ein Strategiepapier
zur Rolle der Europäer im irakischen Wiederaufbauprozess erarbeitet hat und das
heute mit Blick auf die bevorstehenden Beratungen der NATO und des EU-USA-Gipfels zu
diesem Thema in Brüssel der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Aus Sicht der Europäer könne zwar eine multilaterale Kontrolle des Iraks nicht zur Bedingung gemacht werden, aber die Mobilisierung größerer Ressourcen sei unter den gegenwärtigen Umständen nicht möglich. "Das Versagen der USA und ihrer Verbündeten, die Dynamik der irakischen Gesellschaft zu verstehen, und die zahlreichen Fehler bei der Gestaltung des Übergangsprozesses verheißen nichts Gutes für die zukünftigen Herausforderungen." Voraussetzung für ein europäisches Engagement sei ein sichtbares Zeichen, dass die US-Regierung bereit ist, ihren Kurs zu ändern und einige Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. "Die amerikanischen Entscheidungsträger können von der internationalen Gemeinschaft keine substanziellen Beiträge zu einem Prozess erwarten, in welchem die Vereinten Nationen auf die Rolle eines ´Subunternehmers`der Koalition beschränkt ist." Die EU könne es sich aufgrund der strategischen Bedeutung des Iraks in der Region in der Nachbarschaft zur EU und seine Rolle für eine gesicherte Energieversorgung daher schlicht nicht leisten, die enorme Bedeutung des Übergangsprozesses zu ignorieren. Für den Fall eines Kurswechsels der USA sollte die EU daher darauf vorbereitet sein, substanzielle politische und materielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Parallel dazu sollten die Europäer dazu beitragen, die Situation zu stabilisieren, den Übergang zu sicheren und die Bildung demokratischer und legitimierter Zivilsstrukturen zu erleichtern. Eine besonders wichtige Rolle könnten die Europäer außerdem bei der Organisation eines regionalen Dialogs zu und unter den Nachbarn des Irak übernehmen. Die EU sollte mit Iran, der Türkei, Syrien, Jordanien und den Staaten des Golf-Kooperationsrates einen intensiven Meinungsbildungsprozess über die Zukunft des Irak führen, mit dem Ziel, Schritt für Schritt eine multilateralen Sicherheitsstruktur in der Golfregion zu errichten. Das Strategiepapier basiert auf einer Reihe von Workshops, die mit Wissenschaftlern und Diplomaten aus der EU, dem Irak und den Vereinigten Staaten durchgeführt und gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung (Gütersloh, Deutschland), dem Robert Schuman Centre for Advanced Studies am European University Institut (Florenz, Italien) und dem Centrum für Angewandte Politikforschung (München, Deutschland) organisiert wurden. DownloadsDer Irak auf dem Weg in die Souveränität
Die Autoren: Dr. Toby Dodge Dr. Giacomo Luciani Felix Neugart Das Projekt: Das Strategiepapier ist im Rahmen der EU-Iraq Task Force 2004 entstanden, die das Projekt
"Europa und der Nahe Osten" der Bertelsmann Stiftung unter der Leitung von AnsprechpartnerFelix Neugart |