N e w s & E v e n t s
USA und Europa: Szenarien nach
einem Irak-Krieg
Diskussionsrunde zum Thema "Transatlantic Relations in the XXIst
century: Scenarios for the evolution of transatlantic relations in the
coming decades" des Centrums für angewandte Politikforschung
und des Amerikanischen Generalkonsulats am 28. Februar 2003.
10.03.2003 - Bertelsmann Forschungsgruppe Politik

Nicole Schley, C·A·P, und Franck Biancheri, Präsident des Tiesweb.
Foto: C·A·P
Angesichts der Irakkrise stehen die transatlantischen Beziehungen weiterhin
auf dem Prüfstand. Vor diesem Hintergrund veranstaltete das Centrum
für angewandte Politikforschung und das Amerikanische Generalkonsulat
am 28.2.2003 unter Leitung von Nicole Schley eine Diskussionsrunde zum
Thema "Transatlantic Relations in the XXIst century: Scenarios for
the evolution of transatlantic relations in the coming decades".
Über den Wandel der US-Außenpolitik und die daraus für
Europa resultierenden Herausforderungen referierten Gary L. Geipel, Vice
President und Chief Operating Officer des Hudson Institute (Indianapolis,
USA) und Franck Biancheri, Präsident des TIESWeb (Paris, Frankreich).
Die Referenten legten dem Auditorium ihre unterschiedlichen Ansichten
zu einem anstehenden Irak-Krieg und den möglichen Konsequenzen dar
- und eröffneten so sehr schnell - auch dank der Kommentare des vornehmlich
deutschen Teilnehmerkreises - eine kontroverse Diskussion.
Nach Ansicht von Gary Geipel kristallisieren sich derzeit drei Szenarien
für die Zukunft der transatlantischen Beziehungen heraus:
-
Szenario 1: "A new transatlantic bargain": USA und Europa
werden die "Probleme" gemeinsam aus der Welt schaffen.
-
Szenario 2: Die Europäische Union bricht auseinander und es
kommt zu einer Re-Nationalisierung der Militär- und Sicherheitspolitik.
Die USA ziehen sich aus Europa zurück.
-
Szenario 3: Es wird einen kümmerlichen Rest/Rumpf ("Rump
Atlantic Alliance") der Transatlantischen Allianz geben, bestehend
aus den USA und Staaten des "New Europe".
Franck Biancheris Szenarien konzentrierten sich mehr auf die USA und
den Krieg gegen den Irak, dessen Beginn seines Erachtens eine sichere
Sache sei. Dieser Krieg sei auch der Dreh- und Angelpunkt für die
weitere Weltpolitik, also auch für die transatlantische Partnerschaft.
-
Szenario 1: Der Krieg beginnt, verläuft erfolgreich und die
USA gehen als selbstsicherer weltpolitischer Akteur daraus hervor
und bestimmen weiterhin die Weltpolitik als "last remaining superpower".
-
Szenario 2: Der Krieg beginnt, verläuft aber nicht im Sinne
der USA, sondern endet in einem großen Desaster. Daraus folgt
eine große innenpolitische Krise in den USA und eine große
internationale Krise, die die Europäer auf sich selbst konzentrieren
lässt.
-
Szenario 3 liegt dazwischen: Die Geschehnisse der letzten Monate
können nicht rückgängig gemacht werden. Die transatlantischen
Beziehungen müssen neu definiert werden.
Im weiteren Verlauf der Diskussionen lösten Gary Geipels Hypothesen
zu Europa zahlreiche Wortmeldungen aus:
-
Europa betrachtet den militanten Islam nicht als Feind.
-
Europa misstraut dem Idealismus der USA.
-
Europa ärgert sich über das US-amerikanische Selbstvertrauen
und die globale Dominanz, die unter republikanischen Präsidenten
offensichtlicher zu sein scheinen.
-
Europa misstraut Israel bzw. mag Israel nicht.
-
Europa fürchtet den Erfolg der USA im Nahen Osten.
-
Europa braucht einen gemeinsamen Anti-Amerikanismus (was keine offensichtlichen
Konsequenzen hat).
Viele Teilnehmer fühlten sich vor allem durch den Vorwurf des Anti-Amerikanismus
herausgefordert. Man müsse einen Partner doch auch kritisieren können,
ohne gleich des Anti-Amerikanismus bezichtigt zu werden, war der Haupttenor
in der Gruppe.
Ansprechpartnerin
Nicole Schley
E-Mail: nicole.schley@lrz.uni-muenchen.de
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