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N e w s & E v e n t s KonfliktpräventionOnline-Vortrag von General a.D. Dr. Klaus Reinhardt, ehemaliger Kommandant der KFOR-Friedenstruppe im Kosovo, mit anschließender Internet-Diskussion am 18. Januar 2002 im C·A·P. 22.01.2002 - Bertelsmann Forschungsgruppe Politik Am 18. Januar fand in der Bibliothek der Villa Faber das diesjährige Online-Seminar "Contending Approaches to International Peace and Conflict Prevention in the Context of European Integration and Transatlantic Relations" seinen krönenden Abschluss in einem Vortrag von General a.D. Dr. Klaus Reinhardt, ehemaliger Kommandant der KFOR-Friedenstruppe im Kosovo. Nicht nur die fast 40 Teilnehmer in München konnten Reinhardt zuhören, sondern auch die Seminar-Teilnehmer am Institut des Sciences Politiques in Paris sowie Interessenten am Carnegie Council on Ethics and International Affairs in New York, an der Fletcher School of Law and Diplomacy und an der Universität Maribor in Slowenien konnten den Vortrag live online verfolgen.
General Reinhardt spannte mühelos den Bogen von seiner eigenen Rolle als KFOR-Kommandant (Okt. 1999-April 2000) im Umgang mit ethnischer Gewalt und Hass im Kosovo nach der NATO-Intervention zu den Aufgaben der Friedenssicherung und des Wiederaufbaus in Afghanistan heute. Nach Gastvorträgen von NGO-Vertretern wie Armand Burguet von EducWeb, Akademikern wie Jacques Rupnik und Diplomaten wie Abiodun Williams waren die Studenten bestens vertraut mit der Komplexität der Balkanpolitik. Wie kaum ein anderer ist der promovierte Politikwissenschaftler Klaus Reinhard, der seine Militärlaufbahn 2001 als Kommandeur der NATO Joint Headquarters Centre in Heidelberg (vorher LANDCENT) beendete, in der Lage, die politischen, militärischen und menschlichen Perspektiven miteinander zu verknüpfen. In der anschließenden Fragenrunde scheute der Gastredner weder Fragen über die moralische Rechtfertigung des Nato-Bombardements noch über den gordischen Knoten des Status von Kosovo. Besonders die neuen Anforderungen für das Militär von peace-keeping, conflict-resolution und post-conflict reconstruction standen im Mittelpunkt der Diskussion. Eines machte General Reinhardt seinen Zuhörern dabei besonders deutlich: Das Militär sollte bei solchen Missionen eine dienende Aufgabe haben, so wie er KFOR damals als Unterstützung für die UNMIK-Verwaltung verstanden habe. Die Friedenstruppe sollte aber gerüstet sein, um jeglichen Gewalteskalationen und Destabilisierungsversuchen die Stirn zu bieten. Gleichzeitig sei es aber eine Illusion zu meinen, ein militärischer Kommandant könne in einem Krisengebiet seine Mission erfüllen, ohne sich in Politik einzumischen: In Kosovo damals hätte er sich zu 80% mit politischen Fragen, Politikern und politischem Dialog beschäftigt. Eindrucksvoll zeigte er, wie eine Friedenstruppe sich in einem zerstörten Land und einer zerrütteteten Gesellschaft kraftvoll zeigen soll, um neuen Gewaltsausbrüchen vorzubeugen, aber auch den Kontakt zu der Bevölkerung suchen muss, um Vertrauen zu gewinnen und Normalität herzustellen - ein Balanceakt damals in Kosovo und um so mehr heute in Afghanistan.
Trotz (oder vielleicht gerade wegen) der rasanten Entwicklung der Videokonferenz-Technologie stellt ein derartiges Online-Seminar besondere Anforderungen. Da nicht nur westlichen Universitäten eingebunden werden sollen, sondern auch Partner-Sites in Südosteuropa selbst (in diesem Semester die NGO KACI in Pristina) müssen die Online-Verbindungen auch über Modem statt nur mit Breitband-Internetzugang funktionieren, ohne in ein technisches Vabanquespiel zu entarten. Mit Hilfe des CuseeME-Server vom Houston Community College System ließ sich dies realisieren. So konnten wie an einem virtuellen runden Tisch die Zuhörer in München neben dem Gastredner und seiner PowerPoint-Präsentation auf einer zweiten Leinwand die Gesprächspartner in Paris, New York, Maribor und Houston sehen. Nach dem Vortrag wurde ohne Zeitverlust hin und her geschaltet zwischen Kurzkommentaren von Dr. Abiodun Williams (Leiter des UNO-Planungsstabes, der von New York aus seine eigenen Erfahrungen bezüglich internationaler Interventionen in Mazedonien und Bosnien einbrachte) und Miroslav Polzer von der slowenischen Außenstelle des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts zu Nachfragen von den Studenten in München und Paris bzw. Alumni der Fletcher School of Law and Diplomacy in Massachusetts. Der innovative Ansatz dieses von Dir. Univ-Prof. Dr. Colette Mazzucelli initiierten und von der Robert-Bosch-Stiftung gesponserten Online-Seminars ist im dritten Jahr und findet mittlerweile erste Nachahmer. Was die Anwendungsmöglichkeiten für grenzenlose Kommunikation im Bildungsbereich, die die Technologie nicht in den Mittelpunkt stellt, sondern als möglichst unauffälliges Mittel zum Zweck betrachtet, anbelangt, ist dies jedoch erst die Spitze des Eisbergs. Mehr InformationenTISKSE - Transatlantic Internet Seminar on Kosovo and Southeastern Europe - ein Online-Seminar des Geschwister-Scholl-Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Institut des Sciences Politiques in Paris und der Carnegie Council on Ethics and International Affairs in New York zum Thema "Contending Approaches to International Peace and Conflict Prevention in the Context of European Integration and Transatlantic Relations" Link: http://www.rboston.com/bosch/tiskse01/defaultx.htm KontaktDr. Wim van Meurs |