C·A·P Startseite  
 << zurück www.cap.lmu.de vor >> 
  C·A·P Übersicht  

C·A·P-Info-Newsletter

  CAP Homepage  

Suchen

 
Aktuell C·A·P Projekte Publikationen Interaktiv Kontakt
  English Version  
   
 
Hinweis: Dies ist eine Archivseite der alten C·A·P-Website.
Die neue Website des C·A·P finden Sie unter www.cap.lmu.de.
 
   
 


Saarbrücker Zeitung, 3. Mai 2002

Europa kann man selber machen

Beim "Jugendkonvent 2002" formulieren Schüler und Schülerinnen eine Empfehlung für eine europäische Verfassung

Von Juliane Jacob


Saarbrücken. Teenager auf den roten Klappsitzen des Plenarsaals an Stelle der Abgeordneten, Jugendliche, die durch die Gänge huschen, oder zwischen Orangensaft und Cola die Nebenräume belagern - ein ungewöhnliches Bild im Landtag des Saarlandes. Dort veranstalten die Staatskanzlei und die Forschungsgruppe Jugend und Europa des Münchner Centrums für angewandte Politikforschung (CAP) derzeit den "Jugendkonvent 2002".

Das Treffen ist der Auftakt zur Europa-Woche der saarländischen Landesregierung, die Bürgern bis zum 12. Mai Einblick in die europäische Politik geben soll. Denn was Europa für den Einzelnen bedeutet und was die Europa-Politiker in Brüssel treiben, das bleibt den meisten Europäern verborgen. Beim Jugendkonvent können nun 50 Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren all das erfahren. Viel mehr noch, selbst aktiv ein Stückchen Europa-Politik betreiben, indem sie ihren Erwartungen Gehör verschaffen. "Viele verstehen nicht so recht, woher die Europa-Politik kommt", begründete der Europa-Beauftragte des Saarlandes, Staatssekretär Karl Rauber, gestern die Idee zum Konvent. Dieser sei dazu da, eine offene Diskussion über Europa zu führen, Kritik und Meinungen einzuholen.

Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen der jungen Leute an die Veranstaltung: "Tiefere Einblicke in die europäische Politik" und "praktische Erfahrungen in der Gremien-Arbeit" verspricht sich etwa der 17-jährige Kai Klicker, der als SPD-Mitglied bisher "nur" Erfahrungen in der Landes- und Kommunalpolitik gesammelt hat. Den Konvent sieht er als "Schritt in die europäische Föderation, wenn auch nur einen kleinen." Von Europa selbst wünscht sich Marie Kläre (16 Jahre), dass "die Länder näher zusammenrücken und man nicht immer von Einzelstaaten spricht".

Um solche Fragen möglichst effizient zu diskutieren, arbeiten die Jugendlichen in vier Gruppen zu den Themenbereichen "Institutionelle Fragen", "Verteilung und Abgrenzung der Zuständigkeiten", "Informations- und Öffentlichkeitsarbeit" und "Grundrechte". Eine fünfte Gruppe begleitet als Online-Redaktion den Konvent und berichtet auf der Internet-Seite www.europawoche.saarland.de. Gestern waren in den vier Ausschüssen Mitarbeiter des Europa-Instituts der Universität des Saarlandes und aktive Europa- und Landespolitiker zu Gast.

Die Europa-Abgeordnete Doris Pack und die Landtagsabgeordnete Petra Scherer zum Beispiel diskutierten mit den Jugendlichen im Ausschuss "Informations- und Öffentlichkeitsarbeit". Schüler- und Bürgerforen etwa wünschen die sich, in denen sich Politiker die Vorschläge der Betroffenen anhören. Und auch Bürgerbefragungen können sie sich vorstellen, wenn es um wichtige Themen geht. Vorschläge, die bei Doris Pack auf offene Ohren stoßen. "Das nehme ich gerne mit", versichert sie. "Politiker sollten mal wieder öfter sagen, dass man etwas macht, weil es gut ist", kritisiert einer ganz offen. Aber auch mit Fragen nach der Legalisierung von Cannabis oder der Bestrafung für Graffiti-Sprüher halten die Schüler nicht hinter dem Berg. Wann hat man sonst schon mal die Chance, Politiker direkt zu fragen?

"Die Diskussionen sind sehr lebhaft und teilweise auch sehr kontrovers", zieht denn auch Barbara Thamm vom CAP eine erste Bilanz. Von der vielbeschworenen Politikverdrossenheit sei nichts zu spüren. "Jetzt müssen die Teilnehmer nur noch eine Empfehlung formulieren." Denn am Ende der Veranstaltung soll heute eine Empfehlung für eine europäische Verfassung stehen. Die wird von den Jugendlichen im Plenum verabschiedet - ganz wie bei den Großen. Und die Empfehlung wird nicht etwa für die Schublade produziert: Karl Rauber überbringt sie dem EU-Konvent, der damit beauftragt ist, Vorschläge für eine europäische Verfassung zu erarbeiten.


   
           
© 1998-2004 - Centrum für angewandte Politikforschung (C·A·P) - Ludwig-Maximilians-Universität München
Aktualisiert am: 05.12.2002   Impressum | Design by [meteme.de]   Seite drucken | Seitenanfang